Geschichte des Jiu-Jitsu
Den Ursprung der meisten Budo-Sportarten vermutet man in einer über 3000 Jahre alten indischen Massagekunst, der schon über 100 schmerz- und lebensempfindliche Stellen am menschlichen Körper bekannt waren. Die genauen historischen Ursprünge der Kampfkunst sind leider unbekannt. Belegt ist, dass es bereits im 12. Jahrhundert eine japanische Schule für den Handkampf gegeben hat, die von Shinra Saburo gegründet wurde. Ebenso steht fest, dass schon die Samurai in früher Zeit waffenlose Kampfsysteme kannten, mit denen sie sich verteidigen konnten, wenn sie vom Pferd gefallen oder entwaffnet worden waren. Da das Sumo schon zur damaligen Zeit lange in Japan bekannt und verbreitet war, ist davon auszugehen, dass die Ringtechniken der Krieger in Rüstungen, die Kumiuchi genannt wurden, bereits gewisse Griffte beinhalteten, die später im Jiu-Jitsu auftauchten. Ein zentraler Impuls ging dann 1638 von einem Chinesen Namens Chin-Gen-Pin aus, der sich in Japan niederließ und dort Samurai in einer Art chinesischen Boxens unterrichtete. Diese Samurai verbanden die neuen Techniken mit den ihnen bereits bekannten und nannten es „Jiu-Jitsu“, die „nachgiebige Kunst“. Jiu-Jitsu fand unter den Samurai rasche Verbreitung und wurde bereits Ende des 17. Jahrhunderts als eine der ersten Samurai-Pflichten im Bushido (Ehrenkodex der Samurai) festgelegt. Es wurde in einer zunehmenden Zahl von Schulen, die ihre speziellen Techniken jedoch geheim hielten, vermittelt. In Büchern und Schriftrollen waren die verschiedenen Techniken zwar beschrieben, diese Dokumente verblieben aber innerhalb der einzelnen Schulen und wurden immer nur dem jeweiligen Oberhaupt übergeben. Während der Tokugawa-Zeit gab es über 100 Schulen für Jiu-Jitsu. Aus diesem Umstand erklärt sich die große Vielfalt des Jiu-Jitsu. In Japan selbst wurde der Ausdruck Jiu-Jitsu zunehmend weniger geläufig als die unter diesem Sammelbegriff subsummierten traditionellen Schulen beziehungsweise Stilrichtungen, so z. B. Takeuchi, Tai Jitsu, Yoshin ryu, Shinyo ryu, Yawara, Aiki Jitsu der Daito ryu oder Hakko ryu.
Viele dieser Stile sind im Laufe des 20. Jahrhunderts auch nach Europa gekommen, die meisten erreichten uns jedoch erst nach dem 2. Weltkrieg. Jiu-Jitsu hat inzwischen eine weltweite Verbreitung gefunden. Das Weltzentrum für Jiu-Jitsu, die Nippon Seibukan Academy in Kyoto, Japan, wurde 1968 durch die UNESCO als B-Mitglied international anerkannt. Japanisches Jiu-Jitsu, wie es heute noch in den verschiedenen Stilformen überliefert wird, ist weit über seinen Selbstverteidigungswert hinaus ein Lebensstil von hoher Ethik, Ökonomie und Ästhetik. Wenngleich die Praxis einen sportlichen Aspekt hat, so ist Jiu-Jitsu nicht in erster Linie Sport.